Ich wohne nun schon einige Tage hier in meiner Berliner Studentenwohngemeinschaft und zuletzt war Sarah wie ein Geist. Man hörte sie ab und zu, aber man sah sie nie. Ständig war sie irgendwo unterwegs oder wenn sie mal da war, verbarrikadierte sie sich in ihrem Zimmer. Und genauso plötzlich stand sie dann doch auf einmal in meiner Tür…mit einer Flasche Sekt und zwei Gläsern in der Hand – und einem Grinsen im Gesicht. „Wir müssen endlich mal reden.“
Wir setzen uns auf mein Bett, köpften den Sekt und fingen an zu reden. Und ich freute mich total darüber. Ich schaute Sarah an und war nach wie vor begeistert von dieser Frau und was sie ausstrahlte. Zudem hatte sie so ein herzergreifendes, lautes Lachen, dass man sie einfach mögen muss.
Das Verhör beginnt
Sie fing an von sich zu erzählen und dass es ihr leid tue, dass sie die letzten Tage so viel unterwegs war. Doch solange das Semester noch nicht angefangen habe, gebe es in Berlin einfach so viel zu erleben. Ich würde das auch schon bald merken. Na, das hoffe ich doch. Ich bin neugierig auf die Stadt und habe noch nicht so viel gesehen. Mir fehlen noch die Kontakte. Das wird schon noch kommen.
Nach kurzer Zeit zeigte Sarah dann deutlich, wie neugierig sie auf mich war. Sie fragte so ziemlich alles nach: Was habe ich bisher so gemacht, wo ich herkomme, ob ich Geschwister habe, was für Musik ich höre, auf welche Klamotten ich stehe…und und und. Wenn ich so im Nachhinein darüber nachdenke, hatte es etwas von einem Verhör. Doch wir hatten viel Spaß, lachten…und der Sekt tat auch irgendwann seine Wirkung.
Tiefer ins Detail
Mit der Zeit wurden Sarahs Fragen und ihre Neugier spezieller. Sie wollte wissen, wie ich als Mensch tickte. Ich beschrieb mich als offen, ehrlich, vertrauensvoll… „Dominant?“, fiel sie mir ins Wort. Ich überlegte kurz und schüttelte den Kopf. „Eher das Gegenteil.“, antwortete ich. Sarah nickte zustimmend. „Du machst Sport, oder?“, fuhr sie fort. Ich erzählte, dass ich mich schon immer gerne bewegt habe. Als Kind Ballet, später dann Tanzen und Leichtathletik. Jetzt wollte ich mir in der Gegend ein Fitnessstudio suchen. „Man sieht, dass du fit bist, das macht dich attraktiv.“, sagte Sarah und fragte dann, was ich an mir toll finden würde? Ich zählte ein paar Punkte auf, doch Sarah schüttelte den Kopf. „Ich rede von dem da.“, sie zeigte auf meinen Body, grinste und trank einen Schluck Sekt. Ich musste kichern…wohl aus Verlegenheit. Irgendwie ist es komisch, vor jemand anderem damit zu prahlen, was man an sich toll findet, doch auf der anderen Seite wusste ich genau, was ich dazu meine. „Meinen Hintern, der ist toll.“, lachte ich los und Sarah gleich mit. „Da stimme ich voll zu, schickes Popöchen.“, lachte sie. „Und…“, fuhr sie fort, „zeigst du den auch gerne? Bist du gerne sexy angezogen?“ Ich nickte. Ich will nicht arrogant klingen, aber ja, ich mag meinen Körper. Und ich zeige, was mir an mir selbst besonders gefällt. Und wenn ich mich sexy anziehe, fühle ich mich…irgendwie…attraktiv, begehrt und weiblich. Ich mag es und bin gerne sexy.
Der Ex-Freund
Sarah und ich stießen an. Der Sekt entfaltete nun definitiv seine Wirkung. Ich fühlte mich leicht und mir war warm. Ich fragte mich, ob es Sarah auch so geht? Sie wirkte genauso gut gelaunt wie ich sie sonst hier auch kennengelernt habe…vielleicht lachte sie mehr. Aber sonst schien der Sekt kaum Wirkung bei ihr zu zeigen.
„Okay,“, sagte sie dann mit gespielt ernster Stimme, „lassen wir den Small-Talk. Kommen wir zu den wirklich interessanten Themen.“ Sie grinste wieder. „Hast du einen Kerl?“ Ich schüttelte den Kopf und lachte. „So, so…“, Sarah legte überlegend ihre Stirn in Runzeln. „Wenn ich mir dich so ansehe, bist du bestimmt schwer vermittelbar und mit diesen unheimlich unattraktiven Körper, deinem widerlichen Charakter und deinem furchtbaren Gesicht.“ Wir lachten. Ich widersprach, denn ja, ich war bis zuletzt noch vergeben. Sarah bohrte nach und ich erklärte, dass ich mich von meinem Freund vor Abschluss des Abis getrennt hatte. Natürlich wollte sie wissen, warum, doch das ist gar nicht so leicht zu erklären. Irgendwie hatten wir uns…auseinandergelebt. Es passte nicht mehr. Sarah beugte sich vor. „Er hat dich also betrogen, hm?“ „Nee…“, entgegnete ich. „Wie, dann bist du fremdgegangen, du Luder?“ „Quatsch.“ Ich zog Sarah eins mit dem Kissen über. „Sehe ich aus, als wäre ich untreu?“ Sarah schaut mich prüfend an. „Hmmm…ich würde bei dir auf einen kleinen Teufel im Engelskostüm schätzen. “ Na danke. Ich erklärte, dass wir eine tolle Beziehung hatten, doch am Ende war es irgendwie festgefahren…zu routiniert…immer gleich. Er war ein lieber Kerl, doch mein Gefühl sagte mir, dass noch mehr auf mich wartete. Und ich wusste da schon, dass ich nach Berlin gehen wollte. „Wie lange ward ihr zusammen?“, fragte Sarah. „Seit ich 15 war…also gut drei Jahre.“ „Wow, das ist schon echt lange für das Alter.“ Ich nickte.
„Und, noch traurig?“, wollte Sarah wissen. Nein, das bin ich nicht. Klar, ist es merkwürdig, dass er nun nicht mehr da ist. Und wir hatten eine tolle Zeit. Doch es fühlte sich für mich richtig an, diesen Schritt zu gehen. Und ich glaube, mir hat geholfen, dass er es genauso wie ich gesehen hat. Er war nicht derjenige, der diesen Schritt angesprochen hat, doch mit dem Gedanken der Trennung hatte er sich wohl auch schon befasst. Er ist dann auch nicht mit nach Berlin gekommen, sondern blieb in der Heimat, um in Münster zu studieren.
„Gut,“ nahm Sarah den Faden wieder auf und grinste, „Vergangenheit ist Vergangenheit. Die Lady ist frei für die Männerwelt. Was für einer darf es denn sein?“
…to be continued
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