Freundschaft Plus – das ist ein Modewort, das man immer öfters hört. Im Englischen heißt es „friends with benefits“ und macht etwas deutlicher, was es überhaupt meint. „Benefits“ heißt so viel wie „Vorzüge“ und ist eine nette Umschreibung für Sex. Gefühlt hatte bereits jeder, der in seine Mitt- oder Endzwanziger angekommen ist, irgendwie irgendwann schon einmal Berührungspunkte damit. Entweder selbst erlebt oder durch Freunde mitbekommen. Ist Freundschaft Plus in einer Zeit, in der man immer flexibler sein will und muss, vielleicht sogar das Beziehungsmodell der Zukunft? Und was sollte man beachten, damit Freundschaft Plus wirklich funktioniert?
Irgendwo zwischen ONS und Affäre
Ich habe keine Ahnung, ob es auch schon vor 20 oder 30 Jahren so etwas wie Freundschaft Plus gab oder ob man es da einfach nur anders genannt hat. Auf jeden Fall erscheint mir diese Art von Beziehung gerade sehr modern zu sein…so modern, dass Hollywood dem Thema schon Filme widmete („Freunde mit gewissen Vorzügen“ mit Justin Timberlake und Mila Kulis & „Freundschaft Plus“ mit Ashton Kutcher und Natalie Portman). Doch was genau heißt Freundschaft Plus eigentlich?
Es bedeutet, dass man Sex mit einem Freund bzw. einer Freundin hat. Man geht nicht so tief, dass es zu einer Beziehung kommt. Es ist also nicht verbindlich. Es ist eine Erweiterung der Freundschaft um den Faktor Sex. Damit geht es weiter als der One Night Stand, es ist jedoch keine „Liebschaft“ wie eine Affäre. Es ist irgendwas dazwischen.
Fünf wichtige Regeln für eine Freundschaft Plus
Die Gründe, warum man eine Freundschaft Plus eingeht, können ganz unterschiedlich sein. Vielleicht hast du dich frisch getrennt und suchst Sex ohne Gefühle ins Spiel bringen zu wollen oder du möchtest dich gerade nicht binden, aber auch nicht auf Sex verzichten. Oder du suchst einfach neue sexuelle Erfahrungen mit jemanden, den du körperlich attraktiv findest, den du dir aber nicht als Partner vorstellen kannst.
Was auch immer der Grund ist – bevor du dich in eine Freundschaft Plus stürzt, solltest du dich mit deinem Freund bzw. deiner Freundin unterhalten und klare Regeln aufstellen. Passiert das nicht, kann das nicht nur dazu führen, dass ihr unterschiedliche Erwartungen an die Freundschaft Plus habt – im schlimmsten Fall könnte das auch das Todesurteil für eure Freundschaft bedeuten. Das wollt ihr aber sicher beide nicht.
Regel Nr. 1: Klare Vereinbarungen treffen
Wenn ihr euch für Sex in der Freundschaft entscheidet, klärt genau ab, was erlaubt ist und was nicht. Darunter fällt zum Beispiel, ob ihr über eure Freundschaft Plus offen im Freundeskreis sprecht oder es heimlich halten wollt. Oder ob verhütet wird und wie. Aber auch, wie es mit Sex mit anderen aussieht. Wenn es wirklich nur eine Freundschaft Plus ist, sollten Dates und Sex mit anderen erlaubt sein. Das heißt, Eifersucht hat in diesem Beziehungsmodell nichts zu suchen. Trotzdem kann es Tabus geben (nicht nur beim Sex), wie zum Beispiel in der Anwesenheit des anderen mit jemand Fremden zu flirten (kann verletzend sein). Je klarer ihr absprecht, was erlaubt ist und was nicht, umso weniger böse Überraschungen gibt es hinterher. Spielt einfach ein paar „Was wäre wenn“-Szenarien durch und schaut, ob ihr die Dinge gleich seht.
Regel Nr. 2: Ihr seid kein Paar, also verhaltet euch auch nicht so
Freundschaft bedeutet nicht Liebe. Wenn ihr eurer Freundschaft Sex hinzufügen wollt, dann achtet darauf, dass ihr trotzdem bei einer Freundschaft bleibt. Verlieben ist schließlich nicht das Ziel. Das heißt, es gibt keine Dates (z. B. Candlelight-Dinner), ihr schmust nicht in der Öffentlichkeit und ihr haltet auch nicht Händchen. Es gibt keine Geschenke zum Valentinstag, erst recht keine Kontrollanrufe und ihr trefft euch auch weiterhin mit anderen Freunden. Ihr tut eben alles, was Freunde so tun (oder eben nicht tun).
Regel Nr. 3: Jeder hat sein eigenes Bett
Nach dem Sex schlaft ihr nicht zusammen in einem Bett. Das hat etwas von Regel Nr. 2. Sowas tun nur Paare, jedoch baut es auch eine Bindung auf, die über eine Freundschaft hinausgeht. Schlaft ihr in einem Bett, gewöhnt ihr euch aneinander. Auch besteht die Gefahr, dass (viel) gekuschelt wird. Körperkontakt wie Kuscheln sorgt schnell für eine Gefühlsachterbahn. Ihr solltet euch einig sein, dass dies Privilegien sind, die nur eurem Partner zustehen und nicht der Freundschaft Plus.
Regel Nr. 4: Sich sexuell entdecken und das Selbstbewusstsein stärken
Vielleicht klingt Freundschaft Plus nach den ersten drei Regeln nicht ganz so cool und esay wie zuerst gedacht. Die Regeln sind jedoch erforderlich, damit man das Risiko reduziert, Gefühle in die Freundschaft zu bringen. Es soll ja nicht ums Verlieben gehen, sondern um den Spaß im Bett. Und der soll nicht zu kurz kommen. Darum seid neugierig aufeinander und probiert euch aus. Dafür bietet die Freundschaft Plus eine ideale Gelegenheit. Was solltet ihr schon immer mal tun, habt euch aber in der Beziehung nicht getraut? Wie tickt der andere? Was macht ihn oder sie an. Wie könnt ihr eure Lust gemeinsam steigern? Lernt euch im Bett kennen, sprecht ehrlich über eure Wünsche und seid mutig. Das steigert auch das eigene Selbstbewusstsein ungemein. Übrigens: Zu Spaß im Bett passt wunderbar, sich gegenseitig Komplimente zu machen. Sag es, wenn sie geil bläst und einen Knackarsch hat. Sag es, wenn er toll mit seinem Schwanz umgeht. Ehrliche Komplimente hört jeder gern, machen selbstbewusster und verstärken den Spaß im Bett.
Regel Nr. 5: Habt eine Exit-Strategie
Ihr solltet euch von Anfang an bewusst sein, dass die Freundschaft Plus nur eine befristete Zeit existiert. Darum überlegt euch, wie ihr mit dem Ende umgeht. Gibt es ein Gespräch oder reicht eine Whatsapp-Nachricht? Muss das Ende begründet werden? Je klarer ihr euch absprecht, umso weniger Gefahr besteht für eine Tragödie. Auf eins solltet ihr euch aber auf jeden Fall einigen: Wenn sich auf einer Seite Gefühle entwickeln, ist zwingend ein klärendes Gespräch notwendig.
Kann Freundschaft Plus wirklich funktionieren?
Wenn man unter Freunden das Thema anspricht oder sich Beiträge dazu im Internet durchliest (habe ich gemacht), muss man eigentlich zu dem Ergebnis kommen, dass das nicht funktionieren kann. Ich glaube, das liegt zum einen daran, dass man sich auf etwas einlassen muss, von dem man weiß, dass es früher oder später endet (man also keinen (Sex-)Partner fürs Leben bekommt) und zum anderen daran, dass eine Freundschaft Plus was „Schmutziges“ ist. Sowas macht man nicht und darüber spricht man nicht.
Komischerweise machen es aber einige und zum „Casual Dating“ (was ja auch „nur“ eine Sexbeziehung meint, also quasi eine Art Freundschaft Plus ist) gibt es sogar Geschäftsmodelle. Es scheint somit für einige Leute zu funktionieren bzw. zumindest sind einige Leute bereit, es auszuprobieren. Und es hat ja auch Vorteile: Man kann seiner Lust am Sex auch außerhalb einer Beziehung nachgehen…und das anders als beim ONS mit jemanden, der einem vertraut ist. Man kann sich sexuell austoben und seinen Wünschen nachgehen. Man kann sein Selbstbewusstsein steigern. Sprich: Freundschaft Plus kann Sinn machen. Ob es das Richtige für dich ist, musst du natürlich selbst entscheiden.
Übrigens: Geht es nach der Wissenschaft, ist Freundschaft Plus zum Scheitern verurteilt. Eine Studie hat nämlich ergeben, dass die Personen in einer Freundschaft Plus zu wenig miteinander kommunizieren. Das führe mit der Zeit zu Enttäuschungen und Konflikte. Das zeigt für mich umso mehr, wie wichtig die Regel Nr. 1 ist.
PS: Zum Thema „Freundschaft Plus“ habe ich eine Umfrage gestartet (suíehe Navigation auf der Startseite bzw. bei Handy und Tablett einfach runterscrollen). Darin interessiert mich, wie du darüber denkst. Außerdem interessieren mich deine Meinungen und Erfahrungen. Hattest du schon eine Freundschaft Plus oder befindest du sich gerade in einer? Wie funktioniert es und wo siehst du die Vor- und Nachteile. Schreib mir gerne etwas dazu in den Kommentaren.
PS: Für mehr Bilder, Diskussionen und anderen Kram schau gerne auf meiner Instagram- und Facebook-Seite vorbei. 😀
Vielen Dank für Ihre interessanten Gedanken. Viele Menschen erleben eine Partnerschaft, in der sie nicht genau wissen, um welchen Beziehungsstatus es bei ihnen geht. Manchmal hat man einen guten Freund oder eine gute Freundin, die einem näher steht. Dann ist das nicht mehr eine bloße Freundschaft, die beide verbindet. Ich habe das auch schon einmal erlebt. Meine beste Freundin verbrachte sehr gern viel Zeit mit meinem besten Freund, sodass er für mich eigentlich kaum noch ein paar freie Stunden hatte. Wir erzählten uns alles. Heute ist das anders. Er hat ja unsere beste Freundin für jede Lebenslage. Ein bisschen Eifersüchtig bin ich schon. Jetzt habe ich mitbekommen, dass beide in ihrer gemeinsamen Zeit nicht nur ihren Hobbys nachgehen, sondern mehr als einen platonischen Zeitvertreib zusammen haben. Denn ich hatte beide letzte Woche auf frischer Tat ertappt, als ich meinen besten Freund spontan besuchen wollte und bei ihm zuhause vorbeikam. Natürlich war ich geschockt. Die beiden in flagranti zu erwischen, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Die beiden waren also jetzt nicht mehr nur freundschaftlich zusammen, sondern waren sich richtig nähergekommen. Sie küssten sich leidenschaftlich – auch in meinem Beisein – und hatten eine sexuelle Beziehung. Nach ihrer Aussage sind sie beide immer noch gute Freunde. Aber nicht nur das, sondern auch mehr. Wie ich mitbekommen, kommt diese Freundschaft plus offensichtlich in vielen engen Bekanntschaften vor. Was sich aus dieser Sache entwickelt, eine Beziehung zum Beispiel, ist dabei immer offen. Denn festlegen will sich keiner von beiden. Für mich persönlich ist das keine Option. Ich trenne bei meinen Kontakten strikt in Freunde und Beziehungspartner. Freundschaft plus geht für mich persönlich zu weit. Ich bin für klare Verhältnisse.