Wenn man von „Einsamkeit“ oder „alleine sein“ spricht, dann ist das für viele Menschen mit unangenehmen Emotionen verbunden. Nur die wenigstens wollen alleine sein. Manche haben sogar regelrecht Angst davor und sind deswegen in Beziehungen, die nicht mehr viel mit Liebe zu tun haben. Oder sie stürzen sich in Beziehungen, einfach nur, damit da eben jemand ist. Doch woher kommt diese Furcht vor der Einsamkeit – und gibt es etwas, was man dagegen tun kann?
Gefühlt allein
In meinem letzten Blog-Beitrag habe ich von meiner Mitbewohnerin Sonja erzählt. Sie lebte in meinen Augen immer nur für ihren Freund. Nun, da sie sich wegen dem Coronoavirus nicht mehr so viel sehen, kamen wir tiefer ins Gespräch. Und dabei gestand sie mir, dass sie in ihrer Beziehung gar nicht so überglücklich ist, wie es von außen den Anschein hat – aber, dass sie eben auch nicht gut allein sein kann. Ich war mir nicht sicher, ob es noch die Liebe oder die Angst vor der Einsamkeit ist, die sie in der Beziehung zu ihrem Freund hält.
Alleine ist Sonja aber natürlich nicht, wenn man das wörtlich nimmt. Das ist heutzutage wohl niemand wirklich. Bereits im Zimmer nebenan von Sonja ist eine Person, in der Nachbarswohnung sind weitere…oder im Nachbarhaus. Von der ganzen Straße oder der Stadt Berlin mal abgesehen. Wirklich allein ist hier niemand. Doch gemeint ist hier auch viel mehr das Gefühl. Und alleine kann man sich inmitten vieler Menschen fühlen.
Ist da wer?
Ich glaube, so ziemlich jeder hat sich auch schon mal alleine gefühlt. Es ist ein richtiges beklemmendes Gefühl, wenn man sich so sehr jemanden an seiner Seite wünscht. Jemand, mit dem man reden kann oder der einen in den Arm nimmt. Und wenn denn gerade kein Partner oder eine Partnerin in Sicht ist, dann reicht manchmal auch ein Haustier. Einen Hund oder eine Katze. Hauptsache, es wartet Zuhause jemand auf einen. Doch warum ist die Einsamkeit so schlimm?
Manchmal glaube ich, dass wir Mädels mehr Angst davor haben als Männer. Keine Ahnung, ob das stimmt. Aber ich kriege irgendwie von den wenigstens Mädchen mit, dass die sagen, sie seien alleine wirklich glücklich. Vielleicht liegt das in unserer Natur, auch wenn das abgedroschen klingt. Aber ich denke, dass viele unserer menschlichen Verhaltensweisen immer noch auf alten Instinkten beruhen. Ja, wir sind intelligent genug, um anders handeln zu können…doch Instinkte sind sehr stark. Und wenn man zum Beispiek die Familie verlässt und in die erste eigene Wohnung zieht…ich kann schon verstehen, dass das eine Umstellung ist und man sich jemanden an seiner Seite wünscht. Eine starke Schulter zum anlehnen…einen Beschützer? Wie gesagt, klingt vielleicht abgedroschen, aber möglicherweise mit einem Fünkchen Wahrheit.
Das Single-Stigmata
Doch eine richtige Erklärung ist das auch nicht, oder? Bei meiner Recherche habe ich eine weitere Begründung gefunden: Das Single-Stigmata. Menschen, die das haben, fühlen sich als Single stigmatisiert. So als würde die Gesellschaft ständig mit dem Finger auf sie zeigen. Der/die kriegt niemanden ab. Will keiner haben. Nicht hübsch und attraktiv genug. Wird immer alleine sein. Darum. Da spielt sich ganz viel im Kopf der Menschen ab, die diese Angst haben. Denn es trennen sich so viele Menschen täglich, so viele sind Single und werden trotzdem nicht von der Gesellschaft missachtet. Und dennoch ist dieses Gefühl da. Bei Sonja kann ich mir vorstellen, dass dies ein Grund für ihre Angst vor der Einsamkeit ist. Sie ist vielleicht einfach unsicher. Dabei muss sie das gar nicht sein. Sie ist ein hübsches Mädchen und nachdem ich sie jetzt ein bisschen besser kennenlernen durfte, bin ich mir sicher, dass sie ein gutes Herz hat. Natürlich würde sie mit der Zeit wieder jemanden finden. Und von uns in der WG zum Beispiel würde niemand mit dem Finger auf sie zeigen und lachen, dass sie Single ist. Wir sind es bis auf sie ja alle.
Die Gefahr, die von dieser Angst vor der Einsamkeit ausgeht, ist das Gefühl, zwingend eine Beziehung zu brauchen, um glücklich zu sein. Diese Menschen können dann auch nicht lange Single sein und suchen sich schnell jemand Neues…selbst , wenn sie von Anfang an wissen, dass diese Beziehung nicht das Wahre ist. Was übrigens nicht heißt, dass diese Menschen nicht trotzdem viel in die Beziehung investieren. Aber sie nehmen lieber eine Beziehung, die von Anfang an nicht optimal zu sein scheint, als alleine als Single zu leben.
Mit Selbstbewusstsein gegen die Einsamkeit
Für mich kann ich nicht abstreiten, auch schon mal ein Gefühl der Einsamkeit gehabt zu haben. Es gibt solche Momente. Aber so wie ich es nun bei Sonja raus gehört habe, ist es bei mir nicht. Und ich finde, es ist bei ihr auch völlig unbegründet. Wahrscheinlich würde ihr ein wenig mehr Selbstbewusstsein und Selbstliebe helfen. Wenn sie selbst die Wahrnehmung hätte, ein richtig toller Mensch und eine super Partnerin zu sein, wäre sie dann nicht zuversichtlicher, gut jemand neues zu finden? Und wäre das Single-Sein dann nicht erträglicher und somit die Angst vor dieser Phase des Single-Daseins nicht kleiner? Ich kann es mir zumindest vorstellen.
Was ihre aktuelle Beziehung angeht, so möchte ich mich da nicht einmischen. Wie viel Liebe wirklich noch im Spiel ist, kann ich echt schwer einschätzen. Wenn da aber nicht mehr viel ist, dann finde ich, dass eine Trennung fair wäre…vor allem auch gegenüber ihrem Freund. Nur ist es natürlich leicht, von Trennung zu sprechen, wenn man selbst nicht in der Situation ist. Dafür bin ich mir sicher, sagen zu können, dass immer wenn Angst und Unsicherheit im Spiel sind, Selbstliebe und Selbstbewusstsein dabei helfen, diese zu überwinden.
Wie denkst du über die Angst vor der Einsamkeit? Und kennst du auch Menschen, die von einer Beziehung zur nächsten rennen, weil sie nicht alleine sein können? Lass mir gerne deine Meinung als Kommentar da und nimm auch gerne an meiner Umfrage auf der Blog-Startseite teil (mit PC/Notebook rechts in der Navi bzw. mit Tablet/Smartphone einfach nach unten scrollen).
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