Es gibt so Sätze wie: „Der/Die ändert sich nie.“ Damit ist gemeint, dass sich ein Mensch einfach nicht ändern kann oder will. So war er und so wird er immer sein. Doch gibt es nicht auch die andere Seite? Menschen, die ihre Fehler erkennen und aus ihnen lernen? Und sich dann ändern? So stellt sich die Frage: Hat ein Mensch eine zweite Chance verdient? Und falls ja…woran kann man erkennen, wer eine zweite Chance verdient hat? Das ist vielleicht sogar noch die viel schwerere Antwort.
Definitiv können sich Menschen ändern
Erst diese Tage hatte mir Isabel gebeichtet, dass sie mal etwas mit Andre hatte. Es war zwar schon Jahre her und richtig zusammen waren sie auch nicht, doch sie wollte es mir unbedingt sagen. Vor allem auch wegen einer Warnung: Andre hätte sich damals auch für andere Mädchen interessiert, obwohl sie beide etwas laufen hatten. Natürlich stellte sich mir dann die Frage: Kann ich Andre trauen? Wird er mir treu sein? Oder schaut er sich noch immer nach anderen Mädchen um…hinter meinem Rücken?
Ich finde zwar, dass es Unterschiede zwischen der Situation, in der Isabel damals war und in der ich heute mit Andre bin, gibt, doch trotzdem überlegte ich, ob man ihm eine zweite Chance geben sollte? Sarah und Isabel scheinen sich ihre Meinung gebildet zu haben und dagegen zu sein.
Ich glaube schon, dass sich ein Mensch ändern kann. Ich finde, dass ich mich selbst in den letzten Monaten und Jahren geändert habe. Ich bin viel erwachsener geworden, selbstständiger und selbstbewusster – vor allem, seitdem ich in Berlin wohne. Auch kann ich mich an Storys von meinem Dad erinnern, als wir man sein altes Klassenbuch durchgeschaut haben: „Ach der, ja…, oh das war ein ganz schlimmer Typ. Und heute hat er eine Frau und eine Familie, der hat sich echt total geändert.“ So oder so ähnlich. Natürlich kann sich ein Mensch ändern. Das mit Isabel und Andre ist nun schon drei Jahre her. In dieser Zeit kann sich auch Andre geändert haben…und Isabel genauso. Keine Ahnung, warum es damals bei Ihnen nicht so passte. Das heißt aber nicht, dass es jetzt nicht zwischen mir und Andre passen kann. Ich bin weiter bereit, ihm zu vertrauen.
Eine zweite Chance in der Beziehung…
Doch wie sieht es damit aus, wenn jemand in einer Beziehung Scheiße baut? Fremdgeht zum Beispiel? Hat man da nochmal eine zweite Chance verdient? Also, mein erster Reflex wäre ein „nein“. Wer mich einmal verarscht, der verarscht mich kein zweites Mal. Aber ich weiß, dass das zu einfach gesagt ist. Denn ich finde schon, dass man immer die genauen Umstände betrachten muss. Dazu gehört nicht nur der Grund, warum z. B. jemand fremdgegangen ist, sondern auch, wie man selbst zu der Person steht. Ist es trotzdem noch meine große Liebe, die mich trotz allem glücklich macht? Oder ist das Vertrauen nun deutlich abgekühlt und ich fühle jetzt viel Misstrauen…versuche alles zu kontrollieren, meinen Partner/meine Partnerin zu überwachen…fühlt sich ein solcher Zustand noch nach einer glücklichen Beziehung an?
Es hängt für mich wirklich ganz stark davon ab, wie viel Vertrauen ich noch in die Person habe, die Mist gebaut hat. Glaube ich selbst daran, dass sie sich ändern kann? Bin ich bereit, ihr weiter zu vertrauen und zu glauben? Kann ich mir vorstellen, dass die Person den Fehler eingesehen hat? Wenn ich auf solche Fragen mit „nein“ oder ohne klares „ja“ antworte…puh…ich denke nicht, dass eine zweite Chance, dass die Beziehung dann Sinn macht. Es wäre wahrscheinlich auch keine faire zweite Chance gegenüber die anderen Person, oder?
Schwierige Entscheidung
Wahrscheinlich ist es eine der schwersten Entscheidungen in einer Beziehung, jemanden eine zweite Chance zu geben. Wenn mich jetzt jemand fragen würde, ob ich Andre eine zweite Chance geben würde, sollte er hinter meinem Rücken mit einem anderen Mädchen etwas anfangen…ich könnte es gar nicht sagen. Aufgrund seiner Vorgeschichte…wahrscheinlich nein. Auf der anderen Seite will ich mich von Isabels Erfahrungen mit ihm aber auch nicht zu sehr beeinflussen lassen. Eben weil ich mich mit Andre in einer etwas anderen Situation sehe und eben weil es eine Zeit lang her ist und ich glaube, dass sich Menschen mit der Zeit ändern können.
Letztendlich gibt es aber ja auch noch eine zweite Sichtweise. Die ganze Zeit…natürlich auch wegen der Geschichte mit Isabel…denke ich immer in „ich bin das (mögliche) Opfer“ und Andre ist „der Böse“. Klar denkt man da schnell: „Sowas würde ich mir nicht gefallen lassen.“ Doch wie ist das mit uns selbst? Was ist, wenn wir mal einen Fehler machen? Wollen wir dann nicht vielleicht auch eine zweite Chance haben? Und zeigen, dass wir uns geändert haben? Ich glaube schon. Auf einmal klingt eine echte zweite Chance dann schon viel fairer, oder? 😉
Wie gesagt, ich finde es echt schwer zu entscheiden, ob man eine zweite Chance verdient hat oder nicht. Pauschal da etwas zu sagen…puh. Das muss man einfach überlegen, wenn man in der Situation ist. Und für mich und Andre habe ich mich entschieden. Musstest du dich denn auch schon einmal entscheiden, ob du jemanden eine zweite Chance gibst? Oder brauchtest du selbst einmal eine zweite Chance? Schreib mir doch gerne einen Kommentar dazu. Und natürlich habe ich auf der Blog-Startseite auch wieder eine Umfrage erstellt, bei der ich mich freue, wenn du daran teilnimmst. Du findest sich entweder rechts in der Navigation (PC/Notebook) oder indem du einfach nach unten scrollst, bis sie auftaucht (Handy/Smartphone). 🙂
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Vielen Dank für den wertvollen Artikel. Es ist traurig, wenn zwei Menschen zu früh auseinander gehen, die eigentlich echte Gefühle für einander empfinden. Mir fällt immer wieder auf, dass viele junge Menschen vorschnell eine noch junge Beziehung abbrechen. Ganz generell ist das Vertrauen in einer gestörten Beziehung sehr schwer wieder neu aufzubauen. Vorausgegangen sind meist schwerwiegende Vertrauensbrüche, und die wieder aus der Welt zu schaffen ist nicht so einfach. Beispiele für das zerstörerische Verhalten in Beziehungen ist das Fremdgehen oder das Verheimlichen von Schulden oder anderen gravierenden negativen Umständen. Diese Dinge empfindet der betrogene Partner als sehr schmerzlich. Betroffen sind ja meist sehr sensible Bereiche im Miteinander von zwei Menschen. In meinem Umfeld gibt es dennoch Paare, die trotz jahrelangen und dramatischen Fehlschritten durch einen der beiden Partner einen Neuanfang wagen wollen. Sie trauen sich, diesen Schritt zu gehen. Und das bedeutet, viel Mut dazu aufzubringen. Sich und dem anderen eine zweite und neue Chance zu geben bedeutet, wieder von vorne anzufangen. Dafür muss man aber das Alte hinter sich lassen. Neues Vertrauen entsteht nur, wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen sind. Die alten Fehler sollen sich schließlich nicht wiederholen. Man will nicht dasselbe nochmals erleben. Das wäre eine komplette Niederlage für beide. Aber so leicht lässt es sich nicht vergeben und vergessen. Viele Gespräche und die Vermittlung der eigenen Erlebnisse und Verletzungen, Verständnis für entstandene Emotionen, machen es erst möglich, das Geschehene zu verarbeiten. Oft kann ein Therapeut helfen, die richtigen Worte und Formulierungen zu finden, die beiden im Gespräch sich wieder näher zu bringen. Beide Partner können danach langsam wieder beginnen, sich vertrauensvoll zu begegnen. Die Sensibilität gegenüber möglichen neuerlichen Fehltritten bleibt oft noch einige Zeit bestehen. Es ist aber wichtig, dem anderen nicht ständig wieder neues Misstrauen bei allen möglichen Anlässen entgegenzubringen. Das erfordert eine gewisse Disziplin. Denn es kommen mit Sicherheit immer wieder mal wieder die alten Emotionen hoch, die dann wieder zu Vorwürfen etc. verleiten. Neues Vertrauen in einer Partnerschaft kann nur entstehen, wenn die Vorbehalte gegenüber dem anderen keine Rolle mehr spielen. Das ist eine wichtige Basis für einen neuen harmonischen und liebevollen Umgang miteinander. Ist das gelungen, steht der zweiten Chance in einer Beziehung kaum noch etwas im Wege.
Hallo Tobias,
ich finde, das hast du perfekt zusammengefasst. Ich glaube, wenn es ein Vertrauensmissbrauch vorlag, spürt man tief im Inneren auch, ob man nochmal eine zweite Chance geben kann und will oder ob das nichts mehr bringt. Manchmal ist die Trennung auch der richtige Weg für einen, doch der Kopf funkt einen dazwischen, der einem sagt, dass man doch zusammen so eine schöne Zeit hatte, sich so viel aufgebaut hat, ggfs. gibt es Kinder und für die wäre es ja das Beste, wenn es klappt usw. Doch Vertrauen kann nur aus dem Herzen kommen, finde ich. Und nicht vom Kopf. 🙂