Dass ich nach Berlin gezogen bin, war eine große Entscheidung für mich. Ich würde weit weg von meinen Freunden und meiner Mum in Münsterland leben, würde auf eigenen Beinen stehen und mich in einer WG zurechtfinden müssen. Dazu die neue Umgebung, das Studium…da hatte ich schon Respekt vor. Doch ich finde, ich habe es gut hinbekommen und Berlin war bis jetzt ein Abenteuer, das ich nicht bereue. Was mir aber seit dem ersten Tag ein wenig leid tat, war, dass ich nun von meiner besten Freundin Jacky getrennt war. Sie ist zum Studieren nach Köln gegangen und daher sahen wir uns kaum noch. Doch nun war es wieder soweit.
Endlich Köln kennenlernen
Ich habe mich echt sehr gefreut, Jacky wiederzusehen. Eigentlich hätte sie dieses Jahr ja schon nach Berlin kommen sollen, doch weil es da mit Corona richtig schlimm war, ist ihr Besuch ausgefallen. Wir haben uns dann Ostern noch einmal gesehen, aber seitdem nicht mehr. Jetzt endlich hatten wir beide Semesterferien und ich bin nach Köln zu ihr gefahren. Jacky lebt wie ich in Berlin nicht direkt in der Innenstadt, sondern in einem Viertel etwas außerhalb…was bei den Mietpreisen auch kaum verwunderlich ist. Sie wohnt ebenfalls in einer WG, allerdings nur zusammen mit einem anderen Mädel. Sie beide haben eine kleine 2-Zimmerwohnung…also quasi jede ein eigenes Zimmer plus gemeinsames Bad und Küche. Die Gegend sah für mich jetzt nicht so super aus, aber die Wohnung ist schon schön…und völlig ausreichend für die zwei. Leider habe ich das andere Mädel nicht kennengelernt, sie war die Tage nicht da.
Natürlich haben Jacky und ich uns total gefreut, dass wir uns endlich wiedersahen. Es wurde viel gelacht, gegluckst und am meisten erzählt: Wie es bei uns mit dem Studium läuft, wie die Beziehung mit Andre ist, was bei Jacky so ging…und so weiter. Und eigentlich wären wir abends natürlich feiern gegangen…Jacky erzählte mir schon von den Clubs oder der Kölner Altstadt. Doch leider musste auch das Corona-bedingt ins Wasser fallen. Trotzdem wollten wir an dem Abend in der Stadt – und haben es auch gemacht. Zuerst sind wir Essen gegangen…in so einem coolen Laden, der auf Mittelalter gemacht war, wo wir leckere Burger hatten und dann ging es weiter Richtung Heumarkt. Hier und in den Gassen etwas weiter gab es viele Kneipen, Bars und Restaurants, wo man auch draußen sitzen konnte. Wir setzen uns draußen hin, bestellen uns etwas zu trinken und schauten, was der Abend so brachte.
Die lustigen Bachelor
Erst einmal nicht viel. 😀 Was uns aber überhaupt nicht störte, denn so schnell ging uns der Gesprächsstoff nicht aus. Irgendwann waren wir bei dem Thema angekommen, worin sich die Münsterländer von den Berlinern und Kölnern unterscheiden würden. Jacky sagte dazu, dass – von den jungen Studenten in Münster vielleicht mal abgesehen – man hier in Köln sehr schnell neue Leute kennenlernen würde und die Kölner gerade beim feiern sehr gesellig wären. Und kaum hatte Jacky das gesagt, dauerte es nicht lange, bis eine Vierergruppe Typen vor unserem Tisch stand. Wir saßen an einem Tisch in der äußeren Reihe und so kamen die Jungs direkt bei uns vorbei. Sie alle war recht schick gekleidet, fast alle mit dunkler Hose und weißem Hemd, teilweise Sakko…also wollten sie die nächsten Bachelors darstellen oder sowas. 😀 Und sie meinten, dass man doch nicht zwei so hübsche Ladys alleine ohne Begleitung dasitzen lassen könnte.
In so einer Situation gibt es eigentlich immer zwei Möglichkeiten: Die Typen sind penetrant und aufdringlich und nerven bereits nach drei Sekunden. Oder aber sie sind charmant und witzig. Diese waren letzteres. Kaum hatte uns der erste angesprochen, meinte der älteste (?) in der Gruppe (auf jeden Fall hatte er an den Seiten schon so attraktiv grau-melierte Haare), zwei hübsche Mädels wie wir würden doch nicht von Typen wie ihnen angequatscht werden wollen, die Situation jetzt schon peinlich wäre und man doch zusehen sollte, dass man ohne weitere Blamage weiterkomme. In der Gruppe kam nun eine Diskussion auf, inwiefern man peinlich oder eher doch eine coole Truppe wäre, bei der Jacky und mir fast die Tränen vor Lachen gekommen sind. Was soll ich sagen…wir sind mit den Jungs mit. 😀
Ein heißer Flirt
Wir gingen weiter zu einem kleineren Platz. Auf dem Weg entschuldigte sich schon einmal der grau-melierte für das Benehmen, das im Laufe des Abends noch kommen würde, während der, der uns zuerst angequatscht hatte, zu fremden Leuten an die Tische ging und fragte, ob wir Mädels nicht gut zu der Truppe passen würden? Es war ein wenig chaotisch. 😀
Wir landeten irgendwann an einem Tisch vor so einem Laden und die Party ging los. Die Jungs gaben uns Kölsch aus (ich mag ja Cocktails lieber 😉 ), es wurde viel Blödsinn gequatscht und von drinnen hörte man diese Musik, die mich immer an Karneval erinnert. 😀 Es war ein wirklich lustiger Abend mit den Jungs und hat viel Spaß gemacht, doch für mich war da jetzt auch niemand bei. Ich konnte den Abend so genießen, wie er war: Just fun. Bei Jacky allerdings…
Sie saß mir neben mir und neben ihr der grau-melierte. Und mit dem kam sie gut ins Gespräch…mehr und mehr. Ich bekam so halbwegs mit, worum es da ging und daher wusste ich: Sie haben geflirtet. Ich kenne Jacky genau. Ich weiß, wie sie ist, wenn sie jemanden gut findet. Sie fand ihn gut, sehr gut sogar. Nur: Ich sah da etwas an ihm, was mich störte…und das war an seinem Finger: Ein Ring. Ganz offensichtlich war er verheiratet. Ich weiß nicht, ob Jacky das nicht gesehen hatte oder ob sie das nicht störte. Ich konnte auch ihn verstehen, dass er Jacky toll fand: Sie ist ein verdammt hübsches Light-Skin-Mädchen, sowas sieht man halt eben dann doch nicht so oft. Trotzdem, so wie es aussah, war er verheiratet und dafür fand ich den Flirt der beiden zu intensiv. Auch wenn sonst nichts weiter zwischen ihnen lief…knutschen oder so…sie tauschten am Ende des Abend die Nummern aus. Auch das bekam ich mit.
Ich schlief diese Nacht bei Jacky. Am nächsten Morgen (okay, es war eher Mittag… 😀 ) saßen wir am Frühstückstisch…und Jacky war auffällig oft am Handy am tippen. Als ich sie fragte, mit wem sie schrieb, schaute sie kurz vom Handy zu mir rüber und murmelte ein kurzes „mit dem vom gestern“ zu mir herüber. Sie machte ein Gesicht, als hätte ich sie beim Sex erwischt. 😀 Ich fragte sie schließlich, ob sie gesehen hatte, dass er einen Ring trug. Sie packte das Handy zur Seite, legte die Arme auf den Tisch und schaute mir in die Augen: „Ja, und zwei Kinder hat er auch. Hat er mir gesagt.“ „Ooookay…“, dachte ich nur, den Teil hatte ich gestern nicht mitbekommen. Ich machte nur einen Gesichtsausdruck, der sowas wie „What The Fuck?“ sagte und Jacky rieb sich kurz mit den Händen durchs Gesicht. Dann warf sie sich im Stuhl zurück gegen die Lehne, legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke: „Warum muss der so süß sein? So eine Scheiße.“ Ich hatte es doch gewusst, sie fand ihn toll. „Und jetzt?“, fragte ich. Jacky schaute mich an und zuckte mit den Schultern. Mir reichte das als Antwort. Ich wusste da schon, dass es von nun an noch mehr Nachrichten zwischen den beiden geben würde…
PS: Für mehr Diskussionen, Einblicke in meine liebestolle Welt und anderen Kram folge mir gerne auf meiner Instagram- und Facebook-Seite 😀
PPS: Verhütung ist wichtig, um sich vor ansteckenden Krankheiten und einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen. Nur aus erzähltechnischen Gründen erwähne ich dieses Thema in meinen Storys nicht. Bitte verhütet!