Traumberuf Sexworker:in? Angeblich winkt nirgends einfacher leicht verdientes Geld. Und genauso winkt einem nirgends schneller, zu einem von der Gesellschaft Ausgestoßenem zu werden. Sexwork ist bestimmt kein Zuckerschlecken, doch es hat trotzdem seine Vorteile.
Willkommen am unteren Rand der Gesellschaft: Deine Arbeit hat keinen „Wert“. Das, was du tust, ist nutzlos. Genauso wie du nutzlos bist. Du trägst nichts zur Gesellschaft bei, nicht wie ein Maurer, Tischler oder Müllmann. Das, was die machen, ist nämlich „richtige“ Arbeit. Deswegen wirst du verachtet und beleidigt. Du bist eine Schlampe, eine Hure, eine Nutte. Und jeder auf Social Media (insbesondere auf den von rechtsnationalen Multimilliardären betriebenen Plattformen) hat das Recht, dich zu beleidigen. Und wer will, der hat auch das Recht, übergriffig zu werden. Jeder darf dir sagen, was er gerne alles mit dir anstellen will. Und erst Recht hat jeder das Recht, dir Bilder zu schicken….von seinen Geschlechtsteilen, Sexszenen…was auch immer. Willkommen in der Welt eines bzw. einer Sexwork:in.
Du magst jetzt vielleicht meinen, das war jetzt etwas überspitzt formuliert. Du würdest das schließlich nicht so sehen und tun…und viele andere auch nicht. Die Wahrheit ist aber, dass man als Sexworker:in mit sowas jeden Tag konfrontiert wird. Taucht ein Beitrag von mir in der Timeline von jemanden auf, der das dort nicht sehen will, werde ich als Hure beschimpft (weil ich ja was dafür kann, dass der Beitrag da auftaucht…die Plattform kann dafür nix). Poste ich einen kinky Beitrag, sliden Leute in meine DMs, die mir schreiben, was sie mit mir anstellen wollen oder beschreiben, wie sie es tun wollen. Zeige ich sexy Bilder von mir, bekomme ich ungefragt Dick-Pics geschickt, so als wäre ein sexy Bild eine Aufforderung, mir Schwanzbilder zu schicken. Und ich rede hier nur über das, was online abgeht…offline ist hier noch gar nicht inbegriffen.
Offline erfährst du deinen „Wert“ dadurch, dass in der Politik darüber geredet wird, deine Arbeit zu verbieten, zu kriminalisieren und in die Illegalität zu treiben. Da sprechen wir darüber, dass du als Sexworker:in keinen Kredit (und ja, auch keinen Dispo oder eine Kreditkarte) bekommen kannst, weil Banken nun „Nachhaltigkeitsrichtlinien“ aufstellen, die Sexwork als nicht nachhaltig bzw. unmoralisch brandmarken und dich damit in eine Kategorie wie Atomkraftwerke, Kinderarbeit oder geächtete Waffen/Rüstung stecken. Ja, Banken entscheiden heute, was für die Gesellschaft „nachhaltig“…oder meinetwegen „moralisch vertretbar“ ist. Und nicht Gesetze, nach denen Sexwork (zumindest noch) legal ist. Also gibt es für dich kein Geld, um dein Business aufzubauen. Tja, Pech gehabt, hättest du mal was „Richtiges“ gemacht. Also doch noch schnell zum Call-Center-Agent umsatteln? Ach nee, die Arbeit macht ja bald KI…
Sexwork von Frauen ist gefragt
Wen trifft das? Konkrete Zahlen konnte ich nicht finden. Sucht man nach Statistiken zu Sexwork, landet man in der Regel bei Zahlen zu Prostituierten. Doch Sexwork ist nicht nur das. Sexwork geht viel weiter. Du kannst getragene Wäsche verkaufen, du kannst Bilder und Videos online verkaufen (Stichwort: OnlyFans & Co.), du kannst camen, chatten oder jemand erniedrigen. Sexualität ist sehr vielfältig und beinhaltet auch Dinge, die mit dem klassischen, körperlichen Sex nichts zu tun haben. Dementsprechend vielfältig sind die Angebote. Schätzungen besagen aber, dass rund 90% der Sexworker:innen weiblich sind.
Heißt: Die Ächtung der Gesellschaft, die Beleidigungen, die Übergriffigkeiten, die Behinderungen der eigenen Selbstständigkeit (Stichwort: Bankkredite) – sie treffen vornehmlich Frauen.
Und das bei einer Sache, in der Frauen sich selbstbestimmt entwickeln können. Natürlich wird auch das gerne belächelt: „Ah…Sexwork: Das tun, was Männer einem sagen, was man tun soll…ja, das ist sehr selbstbestimmt.“ So eine Aussage ist natürlich genauso sachlich wie inhaltlich falsch. Inhaltlich, weil sie impliziert, dass bei Sexwork der Kunde bestimmt, was passiert. Das kann sein, aber nur in dem Rahmen, den die Sexworkin durch ihr Angebot vorgibt. Das Angebot an sich bestimmt aber natürlich nicht der Kunde, sondern die Sexworkerin. Und sachlich ist es allein schon deswegen falsch, weil es nach dieser Logik keine selbstbestimmte Arbeit geben kann. Auch ein Trockenbauer, Fliesenleger, Elektriker oder Tischler macht das, was der Kunde will. Trotzdem würde aber wohl kaum jemand anzweifeln, dass diese Leute nicht selbstbestimmt ihrer Selbstständigkeit nachgehen, oder?
Fakt ist: Sexwork ist eine der wenigen Arbeitsumfelder, in der Frauen gefragter sind als Männer. In der Frauen auch deutlich besser verdienen können als Männer. In der Frauen dank Plattformen wie z. B. OnlyFans selbst bestimmen können, was sie anbieten wollen, wie oft sie arbeiten wollen, wann sie arbeiten wollen und wo sie arbeiten wollen. Offline, gerade aber auch online, können Frauen hier gut alleine und selbstbestimmt entscheiden, was sie tun wollen. Wie passend, dass es genau dieser Bereich ist, in dem die Gesellschaft auf einem hinabblickt.
Und ja, ich gebe zu, die offene Verachtung mag sich vielleicht etwas gebessert haben. Doch die versteckte Verachtung ist immer noch weit verbreitet. Sie drückt sich in der Sorge aus, von Nachbar und Freunden schief angeguckt zu werden, wenn man Sexwork betreibt. Sie drückt sich darin aus, dass viele Männer die Dienste gerne in Anspruch nehmen, aber nur sehr wenige eine solche Frau mit Stolz ihren Eltern vorstellen würden. Sie drückt sich darin aus, dass Sexworkerinnen Ängste davor haben, Kinder in die Welt zu setzen, weil sie später wegen dem Beruf der Mutter gemobbt werden könnten. Und sie drückt sich darin aus, dass in sehr vielen Berufen und bei sehr vielen Arbeitgebern es eben nicht gut ankommt, im Lebenslauf Sexwork-Tätigkeiten stehen zu haben oder als Nebenjob „Nacktmodel auf OnlyFans“ anzugeben. „Ach, diese andere Bewerberin war, glaube ich, auch ganz passend…“ Ja, ja…
Vergöttert und verachtet
Es hat einen Grund, warum ich diesen Artikel zum Weltfrauentag veröffentliche. Es braucht starke Frauen, wenn du dich für Sexwork entscheidest. Du brauchst ein dickes Fell. Du kannst viele Fans bekommen und wirst Leute finden, die dich für das, was du tust, heimlich in ihrem Zimmer vergöttern, aber auch genauso öffentlich im echten Leben oder auf Social Media verachten. Die dich beleidigen und übergriffig sind und dir dann erklären, dass du an ihrem Verhalten Schuld bist, wegen dem, was du tust, wie du dich zeigst und gibst (die klassische Täterumkehr: nicht derjenige, der die Bank ausraubt, verhält sich falsch, sondern die Bank, die so viel Geld lagert).
Ist Sexwork leichte Arbeit? Klar, nimm ein Handy, mach ein paar Nackt-Selfie, stelle sie online und kassiere Geld dafür (sehr vereinfacht ausgedrückt). Der wahre Preis dieser Arbeit ist aber alles andere als „leicht“. Es ist ein sehr bitterer Preis, den man zahlen muss.
Die Vorteile von Sexwork
Ich weiß, dass dieser Artikel bis hierhin schizophren zum Titel wirkt. „Was soll jetzt der Vorteil von Sexwork sein?“, könnte man sich (zurecht) fragen. Doch mir war es wichtig, das zu sagen, um diesem platten Argument, „Sexwork ist leicht verdientes Geld“, entgegenzutreten. Sexwork zu betreiben, hat seinen Preis.
Und trotzdem hat es Vorteile, die trotz aller Umstände dafür sorgen können, dass es für dich genau das Richtige sein kann. Einige Dinge, die ich gerade an der Online-Sexwork sehr interessant und spannend finde, fasse ich dir hier einmal zusammen:
- Du hast gute Verdienstmöglichkeiten, egal ob du groß, klein, schlank, kurviger, jung oder alt bist – für fast alles gibt es eine Nische und Vorlieben (natürlich ist der Verdienst auch noch von vielen anderen Faktoren abhängig, wie Marketing, Qualität des Contents, deinem Einsatz, Wahl der Plattformen etc.)
- Du kannst von Zuhause arbeiten oder von unterwegs. Du bist ein Nachtmensch und dann produktiver? Du kannst erst arbeiten, wenn das Kind im Bettchen ist? Eigentlich hast du nur am Wochenende Zeit? Du bestimmst, wann und wo du arbeitest. Teile es dir völlig frei ein.
- Ohne Fleiß keinen Preis. Je aktiver du bist, umso besser die Chancen, mehr zu verdienen. Heißt, du solltest auf Social Media aktiv sein, du solltest kommentieren und liken, damit man auf dich aufmerksam wird, aber du solltest auch auf Nachrichten und Kommentare eingehen, damit sich die Leute besser mit dir connected fühlen. Je mehr Content du produzierst, umso mehr kannst du dich zeigen und von dir anbieten. Du entscheidest frei, wie viel Zeit du investierst und ob es ein Full-Time-Job ist oder doch nur etwas, um dir vielleicht mal einen Urlaub davon leisten zu können
- Plattformen wie OnlyFans, BestFans, Patreon, Fansly, Pornhub und wie sie alle heißen machen es dir leicht, deinen Content anzubieten, da du keine großen technischen Kenntnisse brauchst. Je nach dem, was du als Sexwork anbieten willst, findest du für deine Nische Plattformen – und zum Einstieg sind meist auch keine großen Investitionen erforderlich.
- Du kannst machen, was alle machen. Oder du kannst dich kreativ austoben. Sei es bei deinem Content und auch wie du dich online präsentierst. Du kannst in eine völlig andere Rolle schlüpfen, wenn du magst. Sexwork hat immer auch künstlerische Aspekte, wie du dich und deinen Content präsentierst. Und hier kannst du dich nach Belieben ausleben.
- Beim Content sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Egal ob du Porn anbieten möchtest, einfach nur Bilder und/oder Videos von dir zeigen willst (nude oder auch sexy non-nude), ob du auch Nacktheit komplett verzichten möchtest, ob du deine Fetisch-Neigungen ausleben willst oder Dinge anbietest, die für dich selbst gar keinen sexuellen Bezug haben (z. B. Fußbilder) – es geht nahezu alles. Sexualität ist so bunt, es müssen ganz sicher nicht immer Nacktbilder oder Pornos sein. Finde deine Nische, in der du dich wohlfühlst und finde deine Zielgruppe.
- Sexwork ist ein Business, das krisensicher ist und seit Jahrhunderten funktioniert. Sex ist ein Grundbedürfnis, das Menschen befriedigen möchten. Die Bereitschaft, hierfür Geld auszugeben, ist hoch und die Möglichkeit, damit Menschen sehr glücklich zu machen, ist es ebenfalls. 25% der Suchanfragen im Internet drehen sich um Pornografie. Nicht umsonst gehören Pornoseiten zu den Seiten mit dem höchsten Traffic weltweit. Nahezu jeder Mensch hat ein Bedürfnis nach sexueller Befriedigung. Die Nachfrage ist definitiv da.
Wären für dich darunter auch Argumente dabei, um dich für Sexwork zu entscheiden? Wenn ja, was würdest du in dem Bereich anbieten? Oder käme es für dich auf gar keinen Fall in Frage? Diskutiere gerne mit mir darüber und lass mir hier einen Kommentar da…oder auch auf einen meiner Social-Media-Kanäle. 🙂
xoxoxo
Deine Lisa – your secret sexy girl next door
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