Einen Fetisch zu haben, ist heutzutage vielleicht kein so großes Problem mehr, wie es früher vielleicht einmal war, doch er kann immer noch eine Belastung sein – gerade wenn man nicht weiß, wie man ihn ausleben kann. In meinen Artikel gehe ich der Frage nach, was ein Fetisch eigentlich ist und wie man ihn auslebt.
Wie normal ist es, einen Fetisch zu haben
Die Welt des Fetisch ist bunt und vielfältig. Es heißt, dass es 549 bekannte Fetische gibt. Ganz schön viel, was? Da sollte doch eigentlich für jeden etwas dabei sein. Zumindest aber für Männer. Denn rein subjektiv hat man den Eindruck, dass Männer für Fetische besonders zugänglich sind. Oder sind die Männer einfach nur mutiger, ihn auszuleben?
Denn angeblich sollen Fetische nichts sein, was vor allem nur bei Männern vorkommt. Eine kanadische Forschergruppe hat 2016 mal versucht, das Ganze zu untersuchen und kam dabei zu dem Ergebnis, dass Fetische bei Männern und Frauen relativ gleich verteilt sind. Überhaupt gaben gut 45 % der Leute an, schon einmal an Sexpraktiken gedacht zu haben, die man als Fetisch bezeichnen könnte. Wirklich einen Fetisch haben soll rund jeder sechste Mensch haben. Gar nicht so wenige.
Die kanadischen Former haben auch betrachtet, was die Menschen denn so an eher unüblichen Sexpraktiken spannend finden. Ganz oben stand dabei der Voyeurismus, gefolgt vom klassischen Fetisch und dem Frotteurismus (= sexuelle Stimulation durch das Reiben an anderen Menschen) sowie dem Masochismus.
Doch was genau ist eigentlich ein Fetisch? Die ursprüngliche Herkunft des Begriffes meint, das Verspüren einer sexuellen Erregung durch ein Objekt. Heutzutage wird der Begriff etwas weiter gefasst und wird oftmals für alles verwendet, das vom sexuellen Normverhalten abweicht. Mindestens aber die sexuelle Erregung durch unbelebte Objekte, Materialien oder Körperteile.
Außerdem habe ich mir die Frage gestellt, wie ein Fetisch eigentlich entsteht? Dieses Feld scheint jedoch noch nicht so sehr erforscht zu sein. Es heißt, dass dem Ganzen wohl oftmals Schlüsselereignisse in der Kindheit zugrunde liegen, wie bestimmte Reize, die man in Phasen einer frühen, unbewussten sexuellen Stimulation erfahren und sich anschließend eingeprägt hat. Vielleicht ist es das, vielleicht hat es auch noch ganz andere Hintergründe.
Fetisch ist im Trend
Wer an Fetisch denkt, denkt vielleicht an komische Mittvierzieger in Lack und Leder, die sich gegenseitig auspeitschen. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall ruft das Wort bei einigen Menschen noch ein krudes Verständnis von sexuellem Verhalten hervor. Dabei hat sich der Fetisch sehr gewandelt. Es ist modern geworden…vielleicht sogar zum Trend.
Das Internet hat natürlich vieles vereinfacht. Fetische werden nicht mehr in irgendwelchen schmuddeligen Domina-Studios und auf kleinen Privattreffen von verschwiegenen Grüppchen nachgegangen, sondern kommen immer mehr in der Mitte der Gesellschaft an. Die Angebote, die sich an Leute mit einem Fetisch richten, werden immer breiter. Fetisch-Studios für das private Vergnügen sind auf Airbnb oder Booking buchbar und im Reality-TV äußern Protagonisten offen ihre Vorliebe für Füße. Und seit „50 Shades Of Grey“ ist die Lust auf etwas SM auch bei der durchschnittlichen Hausfrau angekommen. Dies alles sorgt für eine Normalisierung und der Akzeptanz von Fetischen. Wenngleich es da immer noch Dinge gibt, die auf den durchschnittlichen Menschen sehr merkwürdig wirken.
So kannst du deinen Fetisch ausleben
Je nach dem, welchen Fetisch man hat, ist dieser gesellschaftfähiger oder auch nicht. Davon ist auch abhängig, wie offen er sich ausleben lässt. Um beim oben genannten Beispiel aus dem Reality TV zu bleiben: zu sagen, dass jemand auf Füße steht, ruft heutzutage vermutlich kaum noch Verwunderung hervor.
Gilt der Fetisch aber als (noch) nicht so normal, dann wird es mit dem Ausleben schon schwieriger. Ein Fetisch kann sogar zu einer richtigen Last werden. Ich stelle es mir zumindest schlimm vor, eine sexuelle Neigung zu haben, bei der ich das Gefühl habe, sie nicht ausleben zu können oder zu dürfen. Dahinter stecken manchmal ja auch Beziehungen und Familien, die nicht kaputtgehen sollen. Das muss sehr belastend sein, auch für die Psyche.
Nicht jeder Fetisch ist beziehungsfähig, denke ich. Doch das dürfte insbesondere für sehr spezielle Formen gelten. Wie schon erwähnt, sind Fetische mittlerweile schon viel gesellschaftsfähiger geworden und auch eine echte Liebe hält einiges aus.
Wenn dir aber noch der richtige Ansatz fehlt, um deinen Fetisch auszuleben, habe ich hier ein paar Ideen für dich, mit denen es funktionieren kann:
- Offene Kommunikation: Darüber reden ist einfach unheimlich wichtig. Nur so kann Verständnis geschaffen werden. Darum sollte man schon möglichst früh offen und ehrlich mit seinen Neigungen umgehen. Das ist sicherlich kein Thema für das erste Date (es sei denn, die andere Person weiß bereits von dem Fetisch). Aber wenn eine erste Festigung der Beziehung eingetreten ist und ihr auf dem Weg seid, dass es ernster zwischen euch werden kann, finde ich ein Gespräch angebracht. Überhaupt sollte man sich über Sex unterhalten können. Und ein/e Partner:in, die etwas für einen empfindet, für die eigene Sexualität aber null Verständnis hat, ist auf Dauer dann vielleicht auch nicht die richtige Entscheidung für eine Beziehung.
- Fetischspiele: Wenn ihr den Fetisch bereits kommuniziert habt, kann man versuchen, Fetischspiele in den normalen Sex einzubauen. Die Person, die den Fetisch nicht hat, sollte der Chance gegeben werden, damit warm zu werden. Manche sind da sehr offen, andere eher verhalten. Hier würde ich nichts überstürzen, um die andere Person nicht zu verschrecken. Vielleicht wird es nie die 100 %ige Umsetzung des Fetisches werden. Aber ich glaube, wenn man es zumindest in Teilen zusammen ausleben kann, ist das schon ein großer Fortschritt.
- Befriedigung außerhalb der Beziehung suchen: Trotzdem kann es natürlich sein, dass das Ausleben in der Beziehung einfach nicht funktioniert. Vielleicht ist der Fetisch ein No-Go des/r Partner:in oder es harmoniert dabei einfach nicht zwischen euch, weil die Leidenschaften dafür zu unterschiedlich verteilt sind. Dann kann es eine Lösung sein, sich die Befriedigung außerhalb der Beziehung zu suchen, damit ein unerfülltes Bedürfnis nicht zu einem Problem für die Beziehung wird. Dominas und Studios bieten viele Möglichkeiten, Fetische auszuleben. Im Idealfall herrscht hier in der Beziehung auch Transparenz. Heimlichtuerei sollte möglichst vermieden werden, weil das etwas von Fremdgehen hat. Kann der/die Partner:in den Fetisch so gar teilen, sieht er/sie es vielleicht auch nicht als Betrug an, wenn man sich die Befriedigung woanders holt. Wäre doch toll, wenn ihr da eine einvernehmliche Vereinbarung treffen könntet.
- Gleichgesinnte: Über etwas zu reden, hilft einem oftmals weiter. Das gilt nicht nur die eigene Beziehung. Wenn man einen Fetisch hat, kann es sehr helfen, sich mit Gleichgesinnten darüber auszutauschen. Es fühlt sich sehr gut an, Verständnis zu erfahren, wo andere sonst nur Unverständnis zeigen. Auch kann man sich über Erfahrungen und Lösungen austauschen. Vielleicht hat jemand ein ähnliches Problem wie du und eine Lösung gefunden, die auch für dich funktionieren kann? Dank des Internets können sich Gleichgesinnte heutzutage viel leichter miteinander austauschen. Zum Beispiel in Facebook-Gruppen, auf Reddit, in Foren oder Communitys wie dem Joyclub.
- Selbstbefriedigung: Der Mensch hat ein großes Geschenk bekommen: Die Selbstbefriedigung. Nur mit unseren Gedanken können wir sexuelle Fantasien erschaffen, in der alles möglich ist. Und unsere Hand führt uns zum Orgasmus. Wenn alles nicht funktioniert und du deinen Fetisch nicht anders als mit Selbstbefriedigung ausleben kannst, dann nutze dieses Geschenk. Ich weiß, das ist eher eine „Besser als nichts“-Lösung, aber immerhin ist es eine – und niemand wird sie die wegnehmen können.
Oder doch vermeiden?
Ich persönlich halte den offenen Umgang mit einem Fetisch für die beste Möglichkeit, die eigenen Neigungen auszuleben. Ein leichter Weg ist das natürlich nicht. Es kann dazu führen, dass man nur schwer eine Beziehung findet. Oder dass man negative Reaktionen Freunden, Bekannten oder Kollg;innen erfährt, wie Belästigungen oder Mobbing. Es ist ein schmaler Grat. Aber ein offener Umgang bietet auch die Chance, Verständnis zu erfahren, echt Freunde zu identifizieren und Leute zu finden, die ähnlich denken.
Wenn der Fetisch aber als eine zu große Last für das eigene Leben empfunden wird, weil die gesellschaftliche Akzeptanz fehlt und ein Ausleben nur im Verborgenen stattfinden kann, dann ist vielleicht eine Therapie einen Gedanken wert. Therapien können helfen, mit einem Problem, das als übermäßige Belastung empfunden wird, besser fertig zu werden. Und niemand muss sich schämen, der sich professionelle Hilfe für ein Problem sucht.
Wie denkst du über das Thema? Kennst du das Problem, einen Fetisch und Schwierigkeiten zu haben, ihn auszuleben? Hast du vielleicht noch Tipps, die du teilen möchtest, aber im Artikel fehlen? Dann schreib mir gerne etwas dazu, entweder hier in den Kommentaren oder auf Social Media.
xoxoxo
Deine Lisa – your secret sexy girl next door
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