Kennst du Sätze wie „Der ist nicht gut für dich, das sehe ich.“? Oder „Glaub mir, das ist ein ganz toller Mensch, hast du ein Glück.“? Oder: „Sorry, aber der/die geht gar nicht. Was ist dir wichtiger…unsere Freundschaft oder der/die?“ Das sind Sätze, die man von seinen besten Freunden hören kann, wenn es um die eigene Beziehung geht. Wenn die Freunde versuchen, Einfluss auf dich zu nehmen. Doch wie viel Einfluss dürfen beste Freunde auf die Beziehung haben? Wollen sie wirklich nur dein Bestes oder versuchen sie, dich zu manipulieren?
Wenn die beste Freundin gegen die Beziehung ist…
Ein bisschen kann ich es gerade selbst nachempfinden: Man lernt jemanden kennen, findet diese Person toll und dann kommt eine gute Freundin oder ein guter Freund und sagt dir, dass er/sie bei dieser Person gar kein gutes Gefühl habe. Das ist so, als würde jemand die Schmetterlinge in deinen Bauch mit einem Faustschlag in die Magengrube vertreiben. Solche Worte tun weh. Doch wie soll man damit umgehen? Was ist der richtige Weg? Hört man besser auf die Freunde, weil die einen doch so gut kennen und nur das Beste für einen wollen? Oder sollte man diese Worte besser ausblenden und auf seine eigenen Gefühle vertrauen? Ich finde das nicht leicht zu sagen.
Sarah ist mir über die Monate, die ich nun in Berlin bin, sehr ans Herz gewachsen. Sie ist so eine liebe Person, unterstützt mich und ist für mich da. Ich weiß sie als Freundin sehr zu schätzen…und ich würde sie auch gerade als meine beste Freundin nach Jacky bezeichnen. Doch von mir und Andre hält sie nicht viel. Und das lässt sie mich auch spüren. Zwar wendet sie sich nicht von mir ab, aber sie sagt mir ehrlich, was sie von unserer Beziehung bzw. von Andre hält – und das ist offensichtlich nicht so sonderlich viel. Natürlich bringt mich das zum Nachdenken…und zu der Frage, wie ich damit umgehen soll?
Was ein Mensch nicht will, will er nicht. Punkt.
Ich glaube, hierzu passt gut eine Situation, die mir von früher mit meinem Dad einfällt. Immer wenn meine Mum mal etwas gemacht hat, was ihm nicht passte, dann hatte er mit dem Kopf geschüttelt und zu mir mit einem Lächeln gesagt: „Weißt du, mein Schatz, wenn deine Mum etwas will, dann will sie es. Da kann selbst dein Dad nichts machen.“ Heute weiß ich, dass er mit diesen Worten sein kleines Töchterchen beruhigen wollte, dass sich die Eltern nicht streiten und er sich nicht aufregen würden. Doch etwas Wahres ist schon dran.
Wir kennen das doch alle von uns, oder? Wenn wir etwas unbedingt wollen…U-N-B-E-D-I-N-G-T…dann kann da kommen wer oder was will und es versuchen, uns auszureden: Es wird aber nicht funktionieren. Ich weiß, dass ich in Andre verliebt bin und deswegen Dinge sicherlich aus einer anderen Perspektive sehe als Sarah. Doch ich weiß gerade auch, dass ich es will. Klar bringt mich Sarah zum Nachdenken…aber ich will halt. Und darum glaube ich, dass es tatsächlich ist, wie es man Dad früher gesagt hat: Du kannst einen Menschen nicht von etwas überzeugen, was er nicht will. Du kannst es versuchen, doch es ist hoffnungslos, wenn er nicht zumindest irgendwo einen Zweifel in sich trägt, zu dem, was er tut bzw. vorhat zu tun.
Aber es sind doch meine Freunde…
Doch auch dann bleibt noch die Frage: Sollte ich nicht trotzdem auf meine Freunde hören? Eben weil sie eine andere Perspektive haben als ich? Und weil sie doch mein Bestes wollen? Meine Antwort ist: Nein. Das kann ich nur tun, wenn ich ein Gottvertrauen in meine Freunde haben. Ansonsten werde ich mir wohl immer die Frage stellen: „Was wäre gewesen, wenn…“ und meinen Freunden vielleicht sogar Vorwürfe machen („Wegen dir/euch habe ich…“), was die Freundschaft belasten kann.
Ich glaube, es ist manchmal unabdinglich, Erfahrungen zu machen. Ja, vielleicht ist Andre eine schlechte Erfahrung für mich. Ja, vielleicht wird Sarah später kommen und ich höre mir ein „Ich habe es dir doch gesagt…“ an. Nur fühlt es sich für mich gerade nicht wie ein Fehler an, sondern nach etwas, das ich jetzt machen muss. Und eine gute Freundin oder ein guter Freund stehen so etwas auch mit einem durch. Sie bleiben an deiner Seite und sind weiterhin für dich da, wenn du sie brauchst. So sehe ich das zumindest. Und eins muss man ja auch sagen: Freunde können sich genauso irren. Wer weiß denn schon im Vorfeld, wer am Ende Recht haben wird? Niemand kann das wissen. Man kann nur das Gefühl haben, im Recht zu sein.
Manipulativ Einfluss nehmen = No-Go!
Und in diesem Zusammenhang finde ich, dass man auch noch über eine ganz andere Sache nachdenken kann: Sollten gute Freunde überhaupt versuchen, Einfluss auf eine Beziehung zu nehmen? Ist das nicht manipulativ? Und unfair gegenüber dem Partner/der Partnerin des Freundes/der Freundin? Auch hier habe ich eine Meinung: Es ist die Aufgabe der Freunde, ehrlich zu sagen, was sie denken. Darum sind sie doch meine Freunde, damit sie mir sagen, wenn ich ihrer Meinung nach falsch liege. Das sind nämlich genau die Dinge, die andere Leute einem nicht ins Gesicht sagen, sondern nur über einen im Rücken und hinter vorgehaltener Hand. Ich finde es total richtig, von Sarah, dass sie es mir sagt.
Schwieriger finde ich es, wenn Freunde gezielt Einfluss nehmen wollen…zum Beispiel durch falsche Behauptungen oder erfundene Gerüchte. Unterstellungen und Halbwahrheiten. Das ist eine Einflussnahme, die ich nicht okay finde. Das ist kein „zu einem stehen“ mehr, sondern geht in die Richtung, dass der Freund/die Freundin dir mit allen Mitteln beweisen will, von Anfang an Recht gehabt zu haben. Oder ein solches Verhalten kommt aus der egoistischen Motivation heraus, den Freund/die Freundin nicht an einen neuen Partner/eine neue Partnerin „verlieren“ zu wollen. Sowas finde ich mies…und würde für mich eine Freundin zu einer „falschen“ Freundin machen.
Zusammenfassend fällt es mir also schwer, auf die Überschrift zu diesem Blog-Artikel eine eindeutige Antwort zu finden. Ich finde es wichtig, dass Freunde einem ehrlich sagen, was sie denken. Diesen Einfluss dürfen und müssen sie haben. Die Freunde sollten aber zur Entscheidung stehen, die man im Bezug auf die eigene Beziehung trifft…auch, wenn ich mich gegen den Rat der Freunde entscheide. Mein Wunsch wäre es dann jedenfalls, dass sie weiter zu mir stehen und für mich da sind. Eine manipulative Einflussnahme fänd ich dagegen schlimm und würde die Freundschaft gefährden. Doch tatsächlich ist das Thema vielschichtig und komplex, da die Einzelfälle alle sehr individuell sind.
Wie hältst du es denn mit deinen Freunden? Würdest du dir in deine Beziehung reinreden lassen oder hast du schon mal versucht, als Freund/in Einfluss auf eine Beziehung deines Freundes/deiner Freundin zu nehmen? Und wenn ja, wie lief das ab? Schreib mir dazu doch gerne einen Kommentar. Und schau gerne auch einmal auf meiner Blog-Startseite vorbei, da habe ich eine Umfrage zu diesem Thema laufen. Du findest sie entweder rechts in der Navigation (PC/Notebook) oder indem du einfach nach unten scrollst, bis sie auftaucht (Tablet/Smartphone). 🙂
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